URHEBERRECHTLICHER HINWEIS

Die Sendemanuskripte sind urheberrechtlich geschützt und dürfen vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig.

© Axel Gauster/Nell-Breuning-Haus

 

 

 

Radio/Videofeature SendemanuskriptInterview Divna Zmejkovska

Radio/Videofeature SendemanuskriptInterview Chris Löw

Radio/Videofeature SendemanuskriptInterview Kiril Binev

Radio/Videofeature SendemanuskriptInterview Miladin Sekulic

 

 

 

Interview Divna Zmejkovska

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Sende-Manuskript (Journalist und Autor: Axel Gauster)

Interview (Videofeature) mit Divna Zmejkovska - Gewerkschaft UNASM

in Podgorica/Montenegro 24. August 2023

 

Sprecher

Wie steht es denn in ihrem Land Nord-Mazedonien mit dem Green Deal und den arbeitenden Menschen?

 

Divna Zmejkovska

Ich bin Vorsitzende der Frauenorganisation innerhalb der Gewerkschaft UNASM. Offiziell wird daran gearbeitet, den Green Deal zu realisieren. Aber wir als Gewerkschaft wurden nicht einmal zu einem Gespräch eingeladen.

 

Sprecher

Warum nicht?

 

Divna Zmejkovska

Meine Antwort: Ich weiß es nicht. Es geht nicht nur um unsere Gewerkschaft. Es gibt in Nord-Mazedonien vier Gewerkschaften. Und keine wird informiert. Unsere Frauenorganisation hat Abkommen mit verschiedenen NGO’s für eine Zusammenarbeit. Vor allem beschäftigen wir uns dann mit der Lage der Frau auf dem Land. Denn die Lage der Frau auf dem Land ist sehr schwierig. Es sieht so aus, als sei man dort in der Entwicklung stehen geblieben. Das heißt: Die Frau gehört in die Küche und gleichzeitig muss sie auf dem Feld arbeiten. Feldfrüchte anbauen, pflegen und ernten, sortieren, verkaufen und so weiter. Andere Rechte hat sie nicht.

 

Sprecher

Wie können sie denn die soziale Lage der Frauen im Bezug zum Green Deal verbessern? Welche Möglichkeiten haben sie da als Gewerkschafterin?

 

Divna Zmejkovska

Wir versuchen die Frauen zu stärken, damit sie auf allen Gebieten aktiv werden. In der Politik, der Bildung, der Industrie. Frauen waren während der Pandemie besonders betroffen. Sehr viele haben von zu Hause aus gearbeitet, ohne dafür entsprechende Bedingungen zu haben. Mit Kindern, Computern, Geräten. Das war wirklich ungesund für die Frauen und für die Kinder. Und jetzt versuchen wir durch Bildung zu informieren, was sie im Rahmen des Green Deal erreichen können.

 

Sprecher

Die Frauen haben ein Recht auf Beteiligung an den gesellschaftlichen und sozialen Entwicklungen. Wissen das die Männer?

 

Divna Zmejkovska

Diese Bildungsmaßnahmen sind für Frauen und es nehmen auch Männer daran teil. Denn es bezieht sich auf Frauen und Männer. Gleichzeitig versuchen wir, mit Müttern und Kindern zu arbeiten. So haben wir an einem Beispiel klar gemacht, was der Green Deal bedeutet. Zum Beispiel: Wenn eine Batterie in ein Schwimmbad geworfen wird, kann das zirka 600.000 Liter verseuchen. Die Mütter müssen ihren Kindern vermitteln, das diese Batterien nur an bestimmten Orten entsorgt werden können. Es gibt in Skopje jetzt Geschäfte und Orte, wo man diese Batterien entsorgen kann.

 

Sprecher

Bildung und Information sind wichtige Grundpfeiler in ihrer Arbeit.

 

Divna Zmejkovska

Meine Botschaft ist immer: Bildung ist wichtig. Dadurch verstehen die Menschen, was gut ist und was schlecht ist. Wo die Chancen von Green Deal liegen. Und womit wir uns uns Zukunft beschäftigen müssen.

 

 


Interview Chris Löw

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Sende-Manuskript (Journalist und Autor: Axel Gauster)

Interview (Videofeature) mit Chris LöwDemokratiewerkstatt Rheinisches Revier

in Podgorica/Montenegro 24. August 2023

 

 

Sprecher

Welche Aufgaben hat die Demokratiewerkstatt Rheinisches Revier?

 

Chris Löw

Also die Demokratiewerkstatt Rheinisches Revier macht ganz viele verschiedene Sachen. Aber hauptsächlich geht es halt darum, den Strukturwandel zu begleiten. Und halt eben zu gucken, dass diese Transformation sozial-ökologisch verläuft. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich eine Rolle einnehme, wie jetzt die Stabsstelle Zukunftsagentur Rheinisches Revier. Sondern es geht halt vor Allem darum, dass halt zu übersetzen und so niedrigschwellig wie möglich zu machen. Weil der Strukturwandel ja ein total hoher Begriff ist. Das muss man auch erst einmal lernen. Und dann geht es um ganz praktische Sachen. Also zum Beispiel Abendveranstaltungen zu machen oder bestimmte Dialogveranstaltungen mit Jugendlichen zum Beispiel. Da gab es ein ganz spannendes Projekt, ein Dokumentarfilmprojekt – wo ich auch mit dabei war. Genau. Also es geht darum Teilhabe zu schaffen, Partizipation zu schaffen und Empowernmentprozesse zu schaffen.

 

Sprecher

Im Rheinischen Revier haben viele Menschen ihre Häuser aufgegeben. Durch den Braunkohlebergbau sind viele Dörfer abgerissen worden. Jetzt steht der so genannte Strukturwandel an. Haben die Menschen Kraft und Mut genug, um sich an diesem neuerlichen Um- und Aufbau ihrer Heimat aktiv zu beteiligen?

 

Chris Löw

Das ist – glaube ich – eine sehr große Frage. So zu gucken woran das liegt. Aber ich denke, was ein ganz großer Punkt ist, dass es eben sehr viele Akteur*innen in diesen Bereich gibt. Und diejenigen, die so zu sagen, über die Gelder verfügen können, wie die Zukunftsagentur oder die Länder, die die Entscheidungen treffen. Die müssen ganz ganz stark Macht abgeben an Bürger. Und solange das nicht passiert, werden die Menschen, die halt weniger Macht haben, sich zusammen schließen und Druck ausüben. Und immer wieder darauf hinweisen, dass dieser Strukturwandel sozial ökologisch verlaufen muss. Der muss so verlaufen, dass die Menschen Entscheidungen treffen können und das es ausgerichtet ist an der Natur. Und das ist etwas, was die Bürger*innen auch immer wieder sagen. Sie sagen: „Wir wollen die Entscheidungen treffen; wir wollen entscheiden können, wie unser Dorf jetzt aussieht; wir wollen entscheiden können, ob jetzt eine Straße abgerissen wird oder nicht“. Das muss halt passieren. Und dafür werden wir weiterhin Druck ausüben und hoffen, das das dann auch irgendwann passiert.

 

Sprecher

Für diese Transformation hin zu einem ökologisch geprägten Leben braucht es viel Zeit. Und die Menschen brauchen einen langen Atem.

 

Chris Löw

Ich denke, die Menschen, die jetzt zu Beispiel in den Garzweiler Dörfern leben und die den Protest gestalten mit Aufkommen von ‚Fridays for Feature‘ - mit dem ‚Hambacher Forst‘ – das liegt jetzt noch nicht so lange zurück. Aber wenn man sich die Geschichte von Garzweiler 2 anguckt, dann weiß man – ich habe mit Personen gesprochen, die seit den 1980er Jahren diesen Prozess voran treiben. Das heißt, die Leute haben ein langen Atem. Das geht natürlich nicht spurlos an einem vorüber. Aber nichts desto Trotz gibt es immer wieder eine Kerngruppe von Leuten, die ganz viel macht. Aber es gibt auch immer wieder wechselnd Leute, die von Außerhalb dazu kommen. Ich denke, dass so eine Klimabewegung oder Menschen, die sich dafür einsetzen für den Strukturwandel – damit er gut verläuft, das das etwas Dynamisches ist. Aber eigentlich ist es da. Also ich denke, die Bedingungen der Zivilgesellschaft sind vorhanden. Und die sind gut.

 

Sprecher

Der Strukturwandel kostet Milliarden von Euro. Welche Ideen bringen die Bürger mit?

 

Chris Löw

Transformationsprozesse sind anlaufend. Also wenn wir uns jetzt überlegen, dass Garzweiler 2 irgendwie geflutet werden soll, dass dort Seen hinkommen sollen. Also das sind Sachen – optimistische Schätzungen reden von vierzig Jahren. Also ich würde sagen da geht es eher um Jahrhunderte – je nachdem, wie dieser Prozess verläuft. Wir brauche auf jeden Fall einen langen Atem. Wir müssen auf jeden Fall auch daran denken, dass die Zeit die wir haben, um Klimaschutz zu betreiben, die wird immer kürzer. Wir sind im Moment durch damit beschäftigt Risiken abzuwenden. Es wird auf jeden Fall schlimmer werden. Nichts desto Trotz gibt es ganz viele Sachen, die wir jetzt aktuell tun können. Das ist gut. Also es gibt auf jeden Fall die Möglichkeit jetzt Etwas zu verändern. Und daran sollte man auf jeden Fall festhalten. Weil wir für morgen einen lebenswerten Planeten brauchen. Und das ist jetzt halt die Große Chance. Und das begreifen auch die Menschen.

 

Sprecher

Wie kommt das? Und wo sind sie hin – die Projekt- und Förderfinanzen?

 

Chris Löw

Also es gibt auf jeden Fall die Dörfergemeinschaft „Kultur – Energie“ von den fünf Garzweiler Dörfern. Die sind sehr kreativ. Die haben jetzt eine Idee, wie sie ihre Dörfer zukunftsweisend voran treiben können. Und die haben etwas eingereicht in einem Wettbewerb. Das geht es um Pflege. Da geht es um ein Demenzdorf im Prinzip. Und dafür haben die auch eine Preis gewonnen. Das heißt die Ideen sind da. Die Expertise ist da. Und es gibt sogar kreative Methoden, um das auch publik zu machen. Aber man muss auch schon dazu sagen, dass das gute Konzepte sind. Aber das ist jetzt nicht die komplette Bandbreite oder Masse. Und die Strukturwendelgelder, die jetzt im Moment da sind für das Rheinische Revier, sind fünfzehn Milliarden Euro. Davon sind die meisten aber schon weg. Das heißt es ist sehr Schade, das Bürger*innen konkret an dieses Geld nicht heran kommen werden. Also da müssen wir abwarten, wie diese ganzen Gelder jetzt verteilt werden können. Aber es ist trotzdem sehr gut zu sehen, dass es viele coole Ideen gibt. Wir wissen zum Beispiel, dass ein paar Millionen Euro in den Sportpark Soers gegangen sind. Wo man sich jetzt auch fragen kann: Ok wie viel hat das jetzt mit dem Strukturwandel, mit dem Rheinischen Revier zu tun? Und das ist auch genau das, was weiterhin von den Verbänden kritisiert wird. Also wir brauchen wirklich sehr sehr viel Transparenz in diesem Prozess. Und wir müssen auch erst einmal wissen, welche Projekte jetzt gefördert werden und was überhaupt noch übrig bleibt. Das ist alles nicht klar.

 

Sprecher

Das Dorf Lützerath konnte von den Bürgern nicht gerettet werden. Trotz jahrelanger Proteste. Was macht das denn mit den Menschen und dieser Protestbewegung?

 

Chris Löw

Ja also die Entscheidung mit Lützerath und den Abriss und wie das verlaufen ist, das ist – glaube ich – etwas, was sehr komplex ist und was man nicht so einfach beantworten kann. Ich kenne auf jeden Fall Menschen in diesem Prozess die dort waren und mit denen ich auch weiterhin Kontakt habe. Aber man muss sagen, dass sich dadurch auch die Bewegung verändert hat. Aber das ist ja immer so. Es gibt dynamische Prozesse. Dieser Kampf ist jetzt – was Lützerath angeht – vorüber. Aber es bleibt ja weiterhin: Einfach weiter zu kämpfen und zu gucken, wie können wir eine Welt für alle schaffen; wie können wir Klimawandel einschränken. Und das ist ein Kampf der weiter geht.

 

Sprecher

Der Hambacher Forst: Gerettet. Was geschieht denn in Zukunft mit diesem Wald?

 

Chris Löw

Also man muss dazu sagen, dass die Demokratiewerkstatt Rheinisches Revier eher mit Garzweiler 2 beschäftigt. Aber natürlich ist auch der Hambacher Forst ein Thema, das einfach im Revier da ist. Der ist jetzt eigentlich- an und für sich - so wie er jetzt da ist, geschützt. Aber das, was ja eigentlich ein großes Ziel ist, ist zu sagen: Ok der muss weiter vernetzt werden. Es gibt dort in der Nähe auch Waldflächen, wofür Korridore geschaffen werden können. Die Planung, wie die Rekultivierung von Hambach verläuft und was dann mit dieser Hambacher Bucht passiert, dass ist jetzt gerade etwas, woran sich die Umweltverbände und auch die Klimabewegung sehr stark abarbeiten. Da gibt es auch sehr auseinander gehende Meinungen. Ob man jetzt sagen kann, dass dieser Wald überhaupt gerettet wurde. Das bleibt auch weiterhin ein Kampf: Wie können wir eigentlich die Rekultivierung so gestalten, dass es zum Beispiel auch dem Naturschutz zugute kommt.

 

Sprecher

Es wird also ein – neues Rheinisches Revier – so zu sagen entstehen. Ökologisch, wirtschaftlich, kulturell, sozial und gesellschaftlich ganz neu. Wird das gelingen?

 

Chris Löw

Also was mir auf jeden Fall Mut macht ist, dass es so viele Akteure gibt, die sich zusammen geschlossen haben und gesagt haben: Wir treten für einen sozial-ökologischen Wandel, für eine sozial-ökologische Transformation ein. Wir sind auf jeden Fall viele. Und gibt es und unsere Stimme ist laut. Und wir werden nicht aufhören. Wir mussten natürlich Rückschläge einstecken, aber es geht trotzdem weiter nach Vorne. Ich denke, dass ist etwas Gutes. Aus der Perspektive der Demokratiewerkstatt politische Bildungsarbeit zu leisten ist eine Gute Sache. Und das wird auf jeden Fall etwas bewirken.

 

 


Interview Kiril Binev

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Sende-Manuskript (Journalist und Autor: Axel Gauster)

Interview (Videofeature) mit Kiril Binev – Kulturgewerkschaft - PODKREPA

in Podgorica/Montenegro 24. August 2023

 

Sprecher

Ja Herr Binev; Kultur und Green Deal in ihrem Land. Welche Bedeutung hat das für die kulturschaffenden Menschen in Bulgarien?

 

Kiril Binev

Kultur hat wirklich eine große Bedeutung für die Menschen. Aber leider wird das von den Menschen selbst nicht geschätzt. Auch der Green Deal hat eine große Bedeutung. Aber leider wird der Green Deal weder von den Menschen noch von den Leitungen der Kulturinstitute gut verstanden. Warum. Die Leute denken mehr an die Finanzen, an die Subventionen. Es gibt private Organisationen, die sich mit Kultur beschäftigen. Die bekommen auch Gelder vom Staat. Die Leute denken mehr an die Mittel, die man bekommen wird oder nicht bekommen wird.

 

Sprecher

Es gibt ja auch frei schaffende Künstlerinnen und Künstler. Es gibt Theater, Opern, Kinos zum Beispiel. Und diese Häuser müssen ja irgendwann einmal Photovoltaik, sprich Sonnenkollektoren auf das Dach installiert haben. Das sind ja Infrastrukturmaßnahmen. Funktioniert das? Wer hat Einfluss darauf? Gibt es da einen Konsens mit dem Staat?

 

Kiril Binev

Der Einfluss und die Beschlüsse kommen hauptsächlich vom Staat. Die gelten auch für die Kulturinstitute, Bibliotheken, Opern, Theater. Es gibt andere Sachen, die mit der Energie zusammen hängen. Also. Es wäre bei uns undenkbar, eine Photovoltaikanlage auf das Dach eines Theaters zu installieren. Warum. Weil in den meisten Fällen diese Theater als alte Gebäude unter Kultur- und Denkmalschutz stehen. Diese Gebäude sind einhundert oder einhundertfünfzig Jahre alt. Und es ist auch undenkbar, diese Gebäude von Außen gegen Kälte zu isolieren. Die Ganzheit und der Architekturstil würde durch Wärmedämmung und Photovoltaik zerstört. Denken wir auch an die Energieeffizienz von Theater- und Opernhäuser zum Beispiel. Die werden natürlich beleuchtet und diese Beleuchtung ist nicht sehr effektiv. Da könnte also Energie gespart werden. Auch bei Heizungs- und Klimasystemen könnte so einiges verbessert werden. Aber das sind meistens sehr große Foyers und Konzertsäle. Wenn das Publikum anwesend ist, dann werden Heizungen oder Kühlung eingesetzt. Wenn geprobt wird, dann nicht. Dadurch wird Energie gespart.

 

Sprecher

Wie begleiten Sie als Vorsitzender der Gewerkschaft der Kulturschaffenden die Menschen in den künstlerischen und kulturellen Berufen? Wie helfen Sie ihnen, im Rahmen des Green Deal ihren Arbeitsplatz zu sichern, zu schützen und diesen Wandel hin zu einem ökologischen Leben zu meistern?

 

Kiril Binev

An erster Stelle führen wir Verhandlungen mit dem Arbeitgeber. Dabei ist ein wirksames Instrument das der kollektiven Arbeitsverträge. Das heißt wir vermitteln zwischen dem Ministerium und den Arbeitgebern. Wir haben Einzelverträge mit den jeweiligen Kulturinstituten. Zum Beispiel mit den Bibliotheken, den Museen, den Theatern. Wir organisieren die so genannten „Gemeinsamen Räte“ mit den Arbeitgebern, wenn es spezielle Probleme gibt. In schwierigen Problemen wenden wir uns an die so genannte Arbeitsinspektion. Diese Arbeitsaufsicht kontrolliert dann die Arbeitsbedingungen, wenn es Beschwerden gibt.

 

 


Interview Miladin Sekulic

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Sende-Manuskript (Journalist und Autor: Axel Gauster)

Interview (Videofeature) mit Milan Sekulic - Gewerkschaft UFTUM/USSCG

in Podgorica/Montenegro 24. August 2023

 

 

Sprecher

Miladin Sekulić von der Union der freien Gewerkschaften von Montenegro erläutert am 24. August 2023 in Podgorica im Rahmen des EZA-Seminars „Der europäische Green Deal - die sozial-ökologische Transformation zu einem Zukunftsprojekt für alle machen“ die Energiesituation in seinem Land. Ein einziges Kohlekraftwerk produziert die benötigte Energie. Vor allem Strom.

 

Miladin Sekulić

Tatsächlich ist unser Staat Montenegro bei der Stromerzeugung von der Kohle abhängig. Vierzig bis fünfundvierzig Prozent der elektrischen Energie in Montenegro kommt aus Kohle. Dreißig Prozent sind Wasserenergie. Neun Prozent entfällt auf die Windenergie. Vier Prozent auf die Solarenergie. Tatsache ist nicht nur die Abhängigkeit von der Kohle, sondern die Bürger*innen von Montenegro wären nicht im Stande, die hohen Preise für den Strom zu bezahlen. Zur Zeit subventioniert der Staat über die Distributionsfirma den Strompreis. Mit der Folge, das im Jahre 2022/2023 diese Distributionsfirma ein Minus von 21 Millionen Euro erwirtschaftet hat. Zu diesem Minus ist es gekommen, weil wir den Strom zu viel höheren Preisen importiert haben und zu wesentlich niedrigeren Preisen an unsere Bürger verkauft haben.

Sprecher

Der Green Deal soll ja auch in Montenegro zur ökologische Energieerzeugung beitragen. Und zwar zu günstigen Preisen. Wenngleich ihr Land noch nicht Mitglied der Europäischen Union ist. Und es geht auch um Arbeitsplätze, wenn die Kohleproduktion eingestellt wird. Wie reagieren die Menschen in Montenegro auf den Green Deal?

 

Miladin Sekulić

Wir haben in Montenegro tatsächlich keine Alternative zur Energieerzeugung durch Kohle. Es wäre wichtig, dass in Montenegro Gespräche stattfinden, bei denen alle Fachleute und Entscheidungsträger einen Plan für die Elektrowende oder grüne Wende machen. Wir als Gewerkschaft sind natürlich für die erneuerbaren Energiequellen. Aber im Moment geht das nicht. Wir haben zu wenig erneuerbare Energie. Hinzu kommt der mögliche Verlust von Arbeitsplätze. Das heißt: Wenn zehn Arbeitsplätze verloren gehen, dann gibt es zur Zeit keine Möglichkeit in Montenegro, neue Arbeitsplätze zu schaffen.

 

Sprecher

Wie sieht denn die grüne Zukunft in Montenegro aus? Wie können die Gewerkschaften in ihrem Land diesen so genannten Transformationsprozess im Sinne der Menschen begleiten? Es gibt ja durchaus eine positive Einstellung der Menschen zum Green Deal.

 

Miladin Sekulić

Ich weiß das. Und ich kann sagen: Wir bemühen uns, diese positive Energie auf unsere Gewerkschaftsmitgliedschaft und auf die Arbeitnehmer*innen zu übertragen. Aber es ist auch unsere Pflicht, die Arbeitnehmer*innen genau über die Situation zu informieren und an welchem Punkt sie stehen. Wir dürfen ihnen keine geschönten Fakten anbieten, wenn wir über die Zukunft reden. Für Montenegro ist es aber wichtig, dass die Gewerkschaften endlich mit den Entscheidungsträgern ernsthafte Gespräche führen. Ich liebe mein Land. Aber ich muss ihnen sagen: Die Lage der Gewerkschaften in Montenegro ist nicht so, wie man es sich wünschen würde. Wir werden nicht respektiert. Alle wichtigen Entscheidungen werden ohne uns in den verschiedenen Institutionen hinter verschlossenen Türen getroffen.

 

 


 

 

 

Fotos/Radio/Videofefature: Axel Gauster © 2023 Nell-Breuning-Haus / Axel Gauster