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Die Sendemanuskripte sind urheberrechtlich geschützt und dürfen vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig.

© Axel Gauster/Nell-Breuning-Haus

 

 

Radiofeature SendemanuskriptInterview Michael Gümbel  

Radiofeature SendemanuskriptInterview Prof. Dr. Aleksandar Ristovski  

Radiofeature SendemanuskriptInterview Dr. Goce Mladenovski  

Radiofeature SendemanuskriptInterview Prof. Dr. Michael Bach  

Radiofeature SendemanuskriptInterview Slobodan Antovski  

Radiofeature SendemanuskriptInterview Irme Palkovics  

Radiofeature SendemanuskriptInterview Milan Petkovski  

Radiofeature SendemanuskriptInterview Rebecca Peters  

Radiofeature SendemanuskriptInterview Helga Jungheim  

Radiofeature SendemanuskriptInterview Norbert Klein  

Radiofeature SendemanuskriptInterview Ludger Bentlage  

Radiofeature SendemanuskriptInterview Rainer Rißmayer  

 

 

Interview Michael Gümbel

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Sende-Manuskript

Interview (Radiofeature) mit Michael Gümbel

in Ohrid/Mazedonien Oktober 2015

 

 

O-Ton Michael Gümbel:

Wir haben eine bestimmte Vorstellung, wie Männer richtig sind und wie Frauen richtig sind. Diese Vorstellungen sind aber bei Frauen und Männern relativ ähnlich. Wir haben so ein kleines Spiel – wo wir die Leute fragen: Was finden sie gut an Frauen? Was finden sie gut an Männer? Und was finden sie schwierig jeweils? Und das machen wir in Geschlechter getrennten Gruppen. Und da kommt immer viel Spannendes, viel Stereoptyes heraus. Und ich glaube ganz einfach, daß wir von klein auf lernen uns richtig als Junge und als Mädchen zu verhalten.

 

Sprecher:

Sagt Michael Gümbel aus Hamburg, Koordinator des Netzwerkes 'Gender in Arbeit und Gesundheit'. Er leitet dort die Organisationsberatung SUJET. Sein Vortrag 'Mit der Genderperspektive die Gesundheit in der Arbeitswelt verbessern' ist Leitmotiv dieses Seminars vom zwölften bis vierzehnten Oktober Zweitausendfünfzehn in Ohrid, Mazedonien. Er beschäftigt sich seit zirka zehn Jahre mit diesem Thema und belegt über verschiedene Studien, das das Rollenverhalten der Geschlechter tief in Kultur und Geschichte verwurzelt ist. Und er gibt praktische Anleitungen, die das Rollenverhalten verändern können.

 

O-Ton Michael Gümbel:

Die Mädchen als Rosa darzustellen und die Jungens als Blau verbunden mit: Mädchen kriegen Puppen, kriegen Schmuck, kriegen Glitzer. Jungens kriegen Aktionfiguren und Bagger. Und lernen von klein auf was richtig ist. Und womit erfreut man die Eltern und womit irritiert man die Eltern. Wir Menschen sind so gestrickt. Wir brauche Anerkennung. Und Kinder wollen kooperieren. Und wir wollen das ganze Leben lang kooperieren. Das heißt wenn wir mitkriegen – als kleiner Junge: Wenn ich Rosa tragen will und Glitzer, dann irritiere ich meine Eltern. Dann merke ich ganz früh – unbewußt – das ist kein guter Weg, Und wenn ich mit dem Bagger spiele, dann freuen sich die Eltern. Das heißt, das werde ich auf jeden Fall ausbauen und umgekehrt genau so.

 

Sprecher:

Sind Stereotypen denn jetzt natürlich oder nicht? Michael Gümbel.

 

O-Ton Michael Gümbel:

Ich glaube nicht, daß das natürlich ist. Ein Bagger ist sowieso nicht natürlich, denn in der Natur gibt es keinen Bagger. Also insofern paßt das vielleicht auch gut zu der Frage. Sondern die Kinder lernen einfach was passend ist und was unpassend ist. Mein Sohn zum Beispiel – als der so zwei Jahre alt war, hatte der ein Kleid, ein glitzerndes Kleid. Das hat der heiß und innig geliebt. Und das war damals in der Kita so, das das überhaupt wenig getragen wurde. Weder von Jungens noch von Mädchen. Und die Mädchen haben gesagt, sie hätten gerne so ein Kleid wie mein Sohn. Was noch einmal zeigt: Ich glaube nicht, daß mein Sohn biologisch unnatürlich ist. Ich glaube, daß Glitzer alle Kinder lieben. Weil das einfach schön ist. Spielerisch ist. Bestimmte Sinne anspricht. Das die Jungens das ausgetrieben kriegen – das zu mögen. Und bei den Mädchen wird das verstärkt. Und ein Bagger ist auch ein spannendes Spielzeug. Und die Mädchen lernen irgendwie, daß ihnen das nicht zusteht. Das etwas anderes erwartet wird.

 

Sprecher:

Stereotypen in der Arbeitswelt sind nach wie vor fest gefügt. Um aber der Genderperspektive auf die Beine zu helfen, müssen die erst einmal überwunden werden.

 

Der Sinn der Arbeit und Stereotypen. Beispiele.

O-Ton Michael Gümbel:

Der Sinn der Arbeit bei Männern – das ist das zentrale Thema im Leben. Also Arbeit muß sinnvoll sein, weil Männer leben von der Arbeit und sie müssen viel Geld nach Hause bringen, weil die ernähren eine Familie. Bei den Frauen wurde eben gesagt: Arbeit ist ein Aspekt unter anderen im Leben und deswegen nicht so wichtig. Auch das Einkommen ist nicht so wichtig. Eher eine angenehme Abwechslung.

 

Sprecher:

Und wie sehen denn die Folgen für dieses stereotype Verhalten von Frau und Mann aus?

 

O-Ton Michael Gümbel:

Die Männer müssen dann halt auch immer einsatzbereit sein. Und leistungsfähig sein können. Den Frauen wird eher zugeschrieben, daß es auch o.k. ist, einmal nicht arbeiten zu können, weil mit den Kindern etwas ist. Oder auch zu sagen: Für mich war die Arbeit nicht so wichtig. Ich erlebe das im persönlichen Umfeld auch relativ oft, daß Frauen aus ihrem Berufsleben erzählen und dann sagen: 'Ich hatte eigentlich keine Lust mehr und dann habe ich halt eine Zeit lang nichts gemacht.' Das wäre für einen Mann ziemlich undenkbar. Also. Ein ziemlicher Loser wäre das. Der immer wieder sagt: 'Ach ich weiß nicht und ich habe das mal abgebrochen.'

 

Sprecher:

Männer und Frauen sind Verlierer und Verliererinnen der Geschlechterverhältnisse.

 

O-Ton Michael Gümbel:

Weil beide mit ganz starren Zuschreibungen zu kämpfen haben. Und das Heraustreten daraus nicht erlaubt ist. Für Frauen das mit ganz viel Diskriminierung und Abwertung verbunden ist. Und für Männer mit unglaublich hohen Anforderungen, die eigentlich auch nicht zu gewährleisten sind. Also dieses Bild von dem männlichen Alleskönner – das stimmt ja in der Realität nicht. Und für Männer ist es noch viel enger, da heraus zu kommen. Was aus meiner Sicht zum Beispiel dazu führt, daß Männer viel häufiger Suizid begehen, weil die dann überhaupt keinen Ausweg mehr sehen.

 

 

Sprecher:

Wem nutzt dieses falsche Geschlechterbild?

 

O-Ton Michael Gümbel:

Auf eine Art profitieren wir natürlich alle davon, wenn wir das so gut gelernt haben. Das das auch weiterhin so gut funktioniert. Weil wir können das, was wir gut gelernt haben weiterhin ausüben. Und wenn sich jetzt von heute auf morgen Geschlechterbilder schlagartig verändern würden, dann wären alle ziemlich herausgefordert damit klar zu kommen. Aber es gibt auch Machtverhältnisse, die sich das zunutze machen. Die auch deswegen so stabil sind, weil eben die Menschen in bestimmten Mustern funktionieren. Bestimmte Dinge nicht in Frage stellen. Bestimmte Arbeitsteilungen nicht in Frage stellen. Und bestimmte Machtverhältnisse nicht in Frage stellen. Dadurch bleiben natürlich die, die im Moment mächtig sind und profitieren, auch an dieser Position. Und da muß man natürlich auch schon sagen, daß wir eine Gesellschaft haben wo nach wie vor die Männer die Mächtigen sind.

 

Sprecher:

Nun gehen Veränderungen im menschlichen Verhalten und der Wahrnehmung von sich selbst und anderen recht langsam. Das ist aber normal. Selbst dann, wenn persönliche Veränderungen gemacht sind – dauert es oftmals eine Generation, bis innerhalb einer Gesellschaft dieses neue Verhalten akzeptiert ist. Nach wie vor ist das Thema Gender und Gesundheit in der Arbeitswelt immer noch sehr neu. Der Fortschritt ist eben eine Schnecke. Immerhin läßt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten seit Mitte 2015 alle ihre Tarifverträge auf versteckte und offene Ungleichgewichte zwischen Frau und Mann überprüfen. Wie können also die Geschlechterrollen und die Wahrnehmung auf sie in einem Betrieb, am Arbeitsplatz aufgebrochen werden?

 

O-Ton Michael Gümbel:

Aus unserer Sicht geht es darum, daß auf den Tisch zu bringen und zu diskutieren als Erstes. Mit den Beschäftigten. Was wir in dem Betrieben auch gemacht haben. Also ein Stück weit damit persönliche Handlungsspielräume zu eröffnen. Zu merken: Das ist nicht Natur gegeben, es ist nicht Gott gegeben wie ich arbeite und lebe. Sondern es hat bestimmte Hintergründe. Es ist veränderbar. Dann auch im Betrieb einzusetzen um Geschlechterrollen zu verändern.

 

Sprecher:

Ein Beispiel ist das ...

 

O-Ton Michael Gümbel:

... Projekt im Finanzamt. Das ganze Thema: Umgang mit schwierigen Steuerpflichtigen. Klar wurde: Das ist belastend, wenn da jemand droht aus dem Fenster zu springen oder mich anzugreifen. Das ist für Frauen wie für Männer belastend. Und für beide ist es gut wenn da etwas passiert und der Arbeitgeber sich darüber Gedanken macht. Das trägt zur Gesundheit bei. Aber es trägt auch ein Stück weit zur Gleichstellung bei. Wenn beide das thematisieren dürfen und das Problem haben dürfen.

 

Sprecher:

Ist das eine Art Taskforce für die seelischen Nöte der dort arbeitenden Menschen?

 

O-Ton Michael Gümbel:

Was auf jeden Fall erst einmal passiert: Es ist ins Bewußtsein gekommen der Beschäftigen und auch der Führungskräfte. Es gab die Vereinbarung, daß die Führungskräfte unterstützen in schwierigen Situationen. Es gab die Vereinbarung, daß man nicht alleine gelassen wird. Zu späten Stunden auch. Es gab die Vereinbarung, daß man sich Unterstützung holen darf. Es gab eine Auseinandersetzung mit der Frage: Wie arbeiten wir hier eigentlich? Wo fördern wir eigentlich Konflikte mit der Kundschaft? Wo können wir das deeskalieren? Also im Grunde so: Was kann man tun um die Gefährdung zu vermeiden im Arbeitsschutz? Da könnte man sicherlich noch mehr tuen. Das ist aber dann in so einem Projekt – irgendwann ist man raus und läuft es dann so weiter wie bisher.

 

Sprecher:

Es gibt ja nun auch Vorgesetzte. Die haben ja auch diese Probleme.

 

O-Ton Michael Gümbel:

Diese Zuschreibung an: Immer super kompetent sein – immer durchsetzungskräftig sein – das gilt ja für Führungskräfte um so mehr. Führung ist eng mit Männlichkeit verbunden. Und damit haben die diese Belastungen noch viel mehr.

 

Sprecher:

Und wie ist die Lernbereitschaft auf den Manageretagen?.

 

O-Ton Michael Gümbel:

Es ist schwerer mit denen zu arbeiten. Weil das noch mehr tabuisiert ist. Das heißt – es gibt mehr Widerstand dazu. Aber ich finde es auch noch produktiver. Weil wenn man mit denen dazu kommt über Schwäche, Unsicherheit, diese ganzen Geschlechterrollen, Bilder zu sprechen, dann kommt bei denen viel in Bewegung und die können richtig deutlich besser werden als Führungskräfte und auch besser für ihre Leute arbeiten.

 

Sprecher:

Und wo stellen sich die Menschen eher der Genderfrage am Arbeitsplatz?

 

O-Ton Michael Gümbel:

Meine Erfahrung ist: Es geht besser in kleineren Betrieben. Weil wenn es da eine Leitung gibt die da sensibel ist, dann ist das natürlich viel leichter zu bewegen. Ich würde inzwischen auch sagen: Es geht ein bißchen besser im Bereich öffentliche Verwaltung, soziale Betriebe. Finanzdienstleistungen, Telekommunikation, die alle so von diesem Turbokapitalismus beeinflußt sind ist das noch viel schwieriger, weil das ganze Geschlechterthema da noch viel schwieriger ist. Weil die ja erst recht so tuen, als würde es das nicht geben bei ihnen. Bei uns zählt nur der Erfolg und die Leistung.

 

Sprecher:

Gender ist ja eigentlich ein erstrebenswertes Ziel für eine moderne Gesellschaft. Aber wir haben ja den Kapitalismus, der ja eigentlich dieses Genderthema als eine Bedrohung ansieht. Was muß sich denn ändern? Das System oder generell der Mensch?

 

O-Ton Michael Gümbel:

Ich bin immer gegen Überlegungen von: Das oder Das. Ich glaube wenn Geschlechterverhältnisse sich verändern, dann verändert sich damit auch die Art und Weise, wie wir produzieren, wie Eigentumsverhältnisse funktionieren. Ich glaube auch ein Stück weit an die kleinen Bewegungen und die kleinen Schritte. Bis das alles anders ist – das werden wir nicht mehr erleben. Aber ich freue mich immer über positive Bewegungen und Entwicklungen. Und ich finde das auch wichtig – ich meine politisch wichtig, dass zu sehen und heraus zu streichen und zu würdigen.

Interview Prof. Dr. Aleksandar Ristovski

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© Axel Gauster/Nell-Breuning-Haus

 

Sende-Manuskript

Interview (Radiofeature) mit Prof. Dr. Aleksandar Ristovski

in Ohrid/Mazedonien Oktober 2015

 

 

Sprecher:

Das ist jetzt sehr akademisch gewesen, was sie formuliert haben. Ist das gut oder nicht?(Bemerkung von Prof. Dr. AleksandarRistovski auf deutsch). Ja das ist jetzt meine Frage.

 

O-Ton Prof. Dr. Aleksandar Ristovski:

Wie sie meiner Einleitung in der Präsentation entnehmen konnten, bin ich Professor für Arbeitsrecht an der Universität Mazedonien. Und da passiert es bei mir schon einmal, daß ich das Akademische von dem Praktischen nicht so zu trennen weiß. Ich habe eine Parallele gemacht und hoffe, daß im Laufe der Diskussion eher die praktischen Gesichtspunkte der Teilzeitbeschäftigung in Mazedonien zum Vorschein kommen.

 

Sprecher:

Die Teilzeitbeschäftigung ist in Deutschland zum Beispiel nicht so gut angesehen. Wird oft als Minijob angesehen und kann – trotz gesetzlichem Mindestlohn – keine dauerhaften Existenzen schaffen. Prof. Dr. Aleksandar Ristovski.

 

O-Ton Prof. Dr. Aleksandar Ristovski:

In Mazedonien gibt es seit der Unabhängigkeit seit 1991 – aber auch schon davor – als Mazedonien ein Teil von Jugoslawien war – eine standardisierte Form des Arbeitsverhältnisses. Das heißt – die Menschen arbeitet Vollzeit und zwar unbefristet. Das hat zur Zeit Folgen für den Arbeitsmarkt. Bei uns arbeiten 38 % der Frauen. In der Europäischen Union der 28 Staaten sind es zirka 60 %. Also ein großer Unterschied. Ein Modell wäre also die Teilzeitbeschäftigung, um mehr Frauen einen Arbeitsplatz anbieten zu können. Das würde auch den Beschäftigungsgrad in Mazedonien insgesamt erhöhen. Und auch dem Gender zugute kommen. Die Arbeitspätze würden sich auf Frauen und Männer im Gleichgewicht verteilen.

 

Sprecher:

Mazedonien hat keine nennenswerte Industrie und große Gewerbebetriebe sind auch Mangelware. Viele Menschen arbeiten in der Landwirtschaft und zunehmend im Tourismus. Das war auch vor der Unabhängigkeit so. Die Arbeitslosenquote lag im Jahre 2014 in Mazedonien bei rund 29 %. Sie sinkt stetig aber sehr langsam mit zirka einem Prozent pro Jahr.

O-Ton Prof. Dr. Aleksandar Ristovski:

Lassen sie mich noch eine Sache anmerken. Wenn wir über das Teilzeitmodell für Mazedonien sprechen, müssen wir natürlich in Betracht ziehen, daß die Einkommen geringer sind, wenn weniger oder kürzer gearbeitet wird. Für Mazedonien ist das sicherlich eine Herausforderung. Der durchschnittliche Lohn für eine Vollzeitbeschäftigung beträgt zirka Dreihundert Euro im Monat. Und der gesetzliche Mindestlohn beträgt Einhundertvierzig Euro im Monat. So gesehen kann es natürlich sein, daß die Frauen hier in Mazedonien nicht unbedingt freiwillig eine Teilzeitbeschäftigung antreten werden.

 

Sprecher:

Dieses Durchschnittseinkommen liegt bei nur 35% des EU-Durchschnitts. Zirka ein Drittel aller Menschen in Mazedonien leben in Armut. Fast die Hälfte aller Jugendlichen sind arbeitslos. Die Teilzeitbeschäftigung als Modell ist sehr verlockend.

 

O-Ton Prof. Dr. Aleksandar Ristovski:

Ein ideales Modell – das Frauen und Männer gleichgewichtig auf dem Arbeitsmarkt verteilt - gibt es natürlich nicht. Das gilt natürlich auch im Privatleben – zum Beispiel bei der Kindererziehung oder im Haushalt. Eine Möglichkeit – um gleiche Arbeitsplatzchancen generieren zu können – ist die progressive Verringerung der Vollzeitbeschäftigung für Frauen und Männer. Leider sind wir in Mazedonien Zeuge eines regiden Arbeitsmarktes. Das heißt: Es wird keine Alternative angeboten. Es gibt keine Teilzeitjobs. Deshalb ist dieses Modell auch eine Chance auf mehr Arbeit. Und die gesetzlichen Rahmenbedingungen sollten entsprechend angepaßt werden. Natürlich weiß ich, daß es auch in andere europäischen Staaten wie Frankreich, Deutschland und Italien Probleme mit Teilzeitjobs gibt. Klar, zirka 27 % der Beschäftigen in der Europäischen Union arbeiten in Teilzeit – aber nich freiwillig. In Mazedonien sind es zirka 39 %. Die Menschen in der EU arbeiten in diesen Jobs, weil sie sich um ihre Familie sorgen und sich zum Beispiel um

kranke oder ältere Familienmitglieder kümmern müssen.

 

Sprecher:

In den westeuropäischen Ländern sind die Belastungen durch einen Teilzeitjob genauso groß – wie in Vollzeitbeschäftigungen. Es gibt mehr Druck. Es gibt die Angst – den Arbeitsplatz zu verlieren. Verlangt wird Flexibilität. Obwohl mehr Zeit für die Familie oder Privatleben vorhanden ist. Ein Widerspruch.

 

O-Ton Prof. Dr. Aleksandar Ristovski:

Ich kann jetzt nur über Mazedonien sprechen. Wir sind ein kleines Land und nicht so weit entwickelt wie die Staaten in der EU. Wir haben das Problem der "Zeitlichen Unterbeschäftigung". Das heißt: Wir haben eine Teilzeitkraft, weil es keine Vollzeitbeschäftigung für diesen Menschen gibt. Und weil die Bezahlung niedrig ist. Ja natürlich. Die Menschen sind in Teilzeit genauso belastet wie in Vollzeit. Aber die Statistiken und Analysen zeigen etwas anderes. Die Produktivität steigt proportional, wenn die Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten an die Bedürfnisse der arbeitenden Menschen angepaßt werden. Meine Idee ist – wie sie ja wissen, die Vollzeitarbeitplätze abzubauen und dafür Teilzeitjobs aufzubauen – bezogen auf die Arbeitszeit – und zu Vollzeitbedingungen. Und zwar für Frauen und Männer. Das führt dann zu einer gleichberechtigteren Arbeitswelt und zu einer sicheren Arbeit und Arbeitsumgebung. Mit meiner Analytik und meinen Vorschlag bin ich auch Teil einer internationalen Vereinigung für Arbeit. In ihrem Auftrag habe ich eine normative Analyse der Arbeitzeit im Vergleich mit der flexiblen Arbeitszeit in Mazedonien durchgeführt. Leiter dieses Projektes ist John Messenger, ein anerkannter Wissenschafter. Er beschäftigt sich mit der Arbeitszeit und der Gengerperspektive am Arbeitsplatz. In seinen Untersuchungen fordert er eine Vier-Tage-Woche.

Interview Prof. Dr. Michael Bach

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© Axel Gauster/Nell-Breuning-Haus

 

Sende-Manuskript

Interview (Radiofeature) mit Prof. Dr. Michael Bach

in Ohrid/Mazedonien Oktober 2015

 

 

O-Ton Prof. Dr. Michael Bach:

Beispielsweise gehen Frauen öfter zum Arzt. Sie haben ein stärkeres Körperbewußtsein und Gesundheitsbewußtsein. Sie gehen also öfter zu Vorsorgeuntersuchungen. Putzen sich mehr die Zähne. Ernähren sich gesünder als Männer. Vewenden weniger Alkohol. Umgekehrt dürfte es so sein, daß Männer mehr Sport machen. Also mehr Bewegungsausgleich.

 

Sprecher:

Sagt Prof. Dr. Michael Bach, ärztlicher Leiter der Ambulante Psychosoziale Reha APR in Salzburg aus Österreich. Sein Rereferat hat das Thema: Weibliches und männliches Gesundheitsverhalten. Dabei bewerten die Profis – also Mediziner zum Beispiel – das Gesundheitsverhalten ganz anders ein als der Laie. Woran liegt das? Prof. Dr. Michael Bach.

 

O-Ton Prof. Dr. Michael Bach:

Also ich denke, daß das auch an denm unterschiedlichen Wissensstand liegt. Also beispielweise wird das Rauchen und der Alkoholkonsum von Experten als wesentlich höher eingeschätzt als Risikofaktor als von der allgemeinen Bevölkerung. Es scheint also so zu sein, daß die Botschaften, die uns die medizinische Forschung liefert, noch nicht ganz angekommen sind. Aber vielleicht liegt es ja auch an dem Konzept paternalistisches Expertenwissen. Möglicherweise müssen wir ganz einfach Widerstände dagegen aufbauen. Und deswegen sind die neueren Trends in der Prävention und Vorsorge, daß man an Laienkonzepten ansetzt und nicht so sehr von Außen aufoktroyiert was ist richtig und was ist falsch.

 

Sprecher:

Studien zum Thema Gesundheitsverhalten sollten nicht falsch gelesen werden.

 

O-Ton Prof. Dr. Michael Bach:

Wir müssen aufpassen. Wenn wir jetzt Vergleiche zwischen Männern und Frauen lesen bezüglich ihres Gesundheitsverhaltens, daß wir daraus nicht – unter Anführungszeichen – typisch weibliche oder typische männliche Verhalten ableiten. Der Umkehrschluß ist unzulässig. Wir haben wesentlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Das ist mir wichtig, das zu betonen.

 

Sprecher:

Das es wichtig ist – auf seine Gesundheit zu achten – ist wohl jedem Menschen irgendwie klar. Alleine – viele Menschen richten sich nicht danach. Das so genannte gesunderhaltende Verhalten – die Salutogenese ist noch nicht akzeptiert. Es ist wohl auch Erziehungssache. Und die beginnt bei den Kindern.

O-Ton Prof. Dr. Michael Bach:

Ein Beispiel aus eigener Erfahrung. Ich habe eine vierjährige Tochter und die lernen im Kindergarten 'Nein' zu sagen. Ich habe in meiner Klinik viele Menschen, die zwischen dreißig und fünfzig Jahre alt geworden sind und noch immer nicht 'Nein sagen' gelernt haben. Also ich glaube da verändern sich gerade die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

 

Sprecher:

Ein zentrales Postulat für die Gender-Unterschiede ist zum Beispiel das so genannte Stress-Coping.

 

O-Ton Prof. Dr. Michael Bach:

Stress-Coping heißt Bewältigungsverhalten. Also wie reagiere ich auf Stress zum Beispiel, auf Belastungen. Und da gibt es ein Modell in den Gesundheitswissenschaften, daß sich Frauen und Männer im Streß-Coping ein bißchen unterscheiden. Warscheinlich ist es aber stärker soziologisch geprägt und weniger genetisch oder biologisch geprägt. Denn im Slogan verbunden: Frauen neigen eher dazu 'Tend and befriend' einzusetzen. Das heißt zu kommunizieren, sich nach Außen zu richten, soziale Unterstützung und Hilfe von Anderen zu holen, wenn sie gestreßt sind. Männer neigen unter Streß eher zu 'fight oder flight' – Reaktionen. Das heißt sie gehen in die Konfrontation, in den Konflikt hinein. Oder sie flüchten sich in Alkoholmißbrauch, in Internetsucht und Pornographie.

 

Sprecher:

Nun haben sie Studien vorgestellt und gleichzeitig betont – nicht jeder Studie zu vertrauen. Trotzdem wohnt ja jeder Studie ein Funken Wahrheit inne. Zum Beispiel leiden Frauen stärker an Depressionen als Männer. Die Studien haben aber keine Antwort auf die Frage: Steht die Genderfrage ganz am Anfang?

 

O-Ton Prof. Dr. Michael Bach:

Da ist sicherlich noch viel zu tuen. Da haben sie recht. Das was wir bei heutigen Wissensstand sagen können ist, daß es wahrscheinlich durch soziokulturelle Faktoren geprägt ist. Man kann eigentlich nicht sagen, daß Frauen oder Männer bezüglich des Depressionsrisikos eine unterschiedliche Genetik haben. Das wird später geprägt. Es gibt Menschen, die mit einer gewissen genetischen Anfälligkeit für Depression beispielweise auf die Welt kommen. Aber dann geht es ganz massiv darum: Was erleben diese Menschen dann in ihrem Leben, welche frühkindlichen Erfahrungen und Traumatisierungen machen diese Menschen. Und da zeigt sich ein eindeutiger Geschlechtsunterschied. Also Frauen erleben in der Kindheit wesentlich häufiger Gewalt, und vor allem auch sexualisierte Gewalt als Männer. Und das scheint einer der wichtigsten Prädiktoren für die spätere Entwicklung von psychischen Erkrankungen heute zu sein.

 

 

Sprecher:

Sind Frauen wirklich Frauen und sind Männer wirklich Männer?

 

O-Ton Prof. Dr. Michael Bach:

Also die Frage ist: Bezieht sich das auf das biologische Geschlecht? Das ist das, was im angloamerikanischen als Sex bezeichnet wird. Oder bezi eht es sich auf das soziokulturelle Geschlecht? Das ist das was man als Gender bezeichnet. Ich habe als zwei Varianten das Thema Intersex angeboten. Das ist ein biologisch ausgelöster Zwitter. Also jemand, der zwischen männlich und weiblich steht auf Grund eines Gendefekts. Und dann gibt es aber auch Kulturen, die wesentlich mehr Geschlechter annehmen. Also die Trennung in Mann und Frau ist etwas typisch Westliches. Es gibt Kulturen die haben drei oder vier Geschlechter. Obwohl die Biologie die gleiche ist.

 

Sprecher:

Wichtige grundlegende und ganz neue Erkenntnisse. Auch aus den Studien. Gender ist nicht genetisch. Sondern soziokulturell bedingt. Daraus folgen ganz neue Einsichten. Die soziolkulturelle Prägung und die Haltung sind wichtig. Nicht nur das Verhalten in betrieblichen Gesundheitsmanagement.

 

O-Ton Prof. Dr. Michael Bach

Genau. Es geht um Einstellungen. Es geht um innere Bilder. Auch bei den Rollenstereotypen beispielweise. Das was wir Frauen und Männern zuschreiben, was wir von ihnen erwarten, was wir ihnen zumuten, daß sind soziokulturell geprägte Formen. In der Arbeit, im betrieblichen Gesundheitsmanagement geht es eben nicht nur um die Arbeit an äußeren Verhalten. Also das jemand mehr Sport betreibt und gesünder ißt, sondern auch an den zugrunde liegenden inneren Haltungen und Bildern.

 

Interview Slobodan Antovski

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© Axel Gauster/Nell-Breuning-Haus

 

Sende-Manuskript

Interview (Radiofeature) mit Slobodan Antovski

in Ohrid/Mazedonien Oktober 2015

 

 

Sprecher:

Slobodan Antovski ist Präsident der Vereinigung unabhängiger Gewerkschaften von Mazedonien UNASM. Die ist

 

Mitveranstalterin dieses europäischen Seminars in Ohrid. Gewerkschaftsarbeit ist in Mazedonien nicht einfach. Das Land

 

ist zwar seit über zwanzig Jahren unabhängig – aber die politischen und wirtschaftlichen Strukturen und Eliten sind immer

 

noch auf dem Weg in demokratische Verhältnisse. Die demokratischen ReformerInnen kämpfen gegen die immer noch

 

vorhandenen alten Strömungen aus der Zeit des damaligen Staates Jugoslawien. Folge: Es gibt Gewerkschaften, die sich

 

dem Willen der Regierung unterwerfen. Und es gibt scheinbar auch keine unabhängige Justiz, wenn es um

 

Gerichtsprozesse geht. Die Tarifverträge und Arbeitsschutzgesetze, die westeuropäischem Standard entsprechen, werden

 

unterlaufen und nur teilweise angewandt. Dagegen setzen sich die unabhängigen Gewerkschaften zur wehr. Herrscht hier

 

eigentlich, obwohl es ja nun demokratische Strukturen gibt in diesem Land, ein Klassenkampf zwischen der Regierung

 

und den Arbeitgebern gegen die Gewerkschaften und die ArbeitnehmerInnen?

 

 

O-Ton Slobodan Antovski:

Es ist nicht einfach diese Frage zu beantworten. Aber ich kann sagen, dass eine Lücke besteht. Eine Lücke zwischen der Regierung und unseren Syndikaten. Wir haben sehr viele Regierung miterlebt seit wir als Gewerkschaft existieren. Aber es war immer das gleiche Spiel. Natürlich sind die Regierungsstrukturen immer eng mit dem Business, den Geschäftsleuten verbunden. Und sie überwachen vielleicht auch die Geschäfte. Das ist üblich. Ich muß ihnen sagen: Das was im ehemaligen Jugoslawien als allgemeines Gut angesehen wurde, alle Unternehmen, das wurde bei der Unabhängigkeit des Landes Mazedonien in private Hände übertragen. Das ist die Privatisierung. Wobei das entweder die Direktoren oder ihre Kinder und andere Verwandte – wie auch immer - übernommen haben. Natürlich arbeiten diese jetzt privaten Unternehmen auch für die Regierung. Anders würde es ja auch nicht funktionieren. Das Geld, das rausgeht muss ja auch wieder zurückkommen.

 

 

Sprecher:

Gewerkschaftliche Ziele für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen brauchen viel Zeit und werden ausgebremst. Zum Beispiel ist ein Generalstreik kaum möglich. Slobodan Antovski.

 

O-Ton Slobodan Antovski:

Ich habe ja schon in meiner Rede gesagt: Wir sind als unabhängige Union der Gewerkschaften von Mazedonien sehr mutig. Das waren wir auch schon immer. Wir vertreten die Rechte der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Wir kämpfen dafür. Doch es ist nicht immer möglich. Es ist nicht immer machbar. Ein Generalstreik ist aus dem einfachen Grund nicht machbar, weil es drei größere Gewerkschaften gibt. Ich nenne sie Konföderationen die national sind. Wir haben natürlich Verträge für eine Zusammenarbeit unterzeichnet. Aber es gibt nicht immer die gewünschte Solidarität, wenn es um einen Generalstreik geht. Und sie müssen wissen, dass die Gewerkschaft, die im ehemaligen Jugoslawien existierte, auch jetzt eine der stärksten Gewerkschaften in Mazedonien ist. Sie hat die meisten Mitglieder. Die ist aber sehr eng mit der Regierung verbunden. Das heißt ihre Mitglieder werden wahrscheinlich nicht mitmachen.

 

 

Sprecher:

Wie sieht es denn mit der Solidarität von ausländischer Gewerkschaften mit ihnen aus?

 

O-Ton Slobodan Antovski:

Ich habe nicht zufällig Solidarität als Term gewählt. Solidarität ist ja das Leitmotiv aller Gewerkschaften. Wir sprechen uns nicht mit Frau oder Herr 'SoundSo' an. Sondern wir sagen Bruder und Schwester. So sehen wir das. Und nicht zufällig haben wir auch zwei Hände, die sich symbolisch begrüßen. Das stellt die Solidarität ja dar. Im Bezug auf Ihre Frage, wie internationale Gewerkschaften helfen können, wie sie Solidarität zeigen können, ist eine Möglichkeit eben diese. Das man Erfahrungen austauscht. Das man sich weiterbildet. Das Seminare und Trainings organisiert werden. Es gibt ja auch Gewerkschaften in 'besseren' Demokratien, also in den westlichen Demokratien, die sicherlich weiter sind als wir. Und die sind ja auch in der Europäischen Union. Und die haben natürlich auch Gewerkschaften und ihre Vertreter in der Europäischen Union. In der politischen Situation von Mazedonien muß ein politischer Rahmen kommen, damit wir überhaupt verhandeln können. Ich sage das jetzt politisch. Aber was wir hier machen, darüber wird ja ein Bericht von der EZA geschrieben. Dieser Bericht wird natürlich auch an die Europäische Kommission gehen. Darin wird sicherlich auch zu lesen sein, daß unsere unabhängige Gewerkschaft von Mazedonien UNASM gut organisiert hat. Das sie für die Arbeitnehmerrechte kämpft und so weiter. Das ist für uns auch eine Hilfe.

 

 

Sprecher:

Nun hat das Seminarthema Gender viel mit der Gesundheit am Arbeitsplatz zu tun. Und GewerkschafterInnen sind ja in ihrem Beruf ziemlich hoch belastet. Wie geht es Ihnen?

 

O-Ton Slobodan Antovski:

Ich weiß nicht wie die anderen Kollegen und Kolleginnen aus den Gewerkschaften in Europa in ihre Berufe gekommen sind und mit den Belastungen klar kommen. Ich weiß was ich in meiner Funktion mache. Es ist natürlich nicht einfach. Wenn sie etwas gegen die Regierung machen. Wenn sie die Leute führen in Streiks. Und in solchen – ich sage einmal - undemokratischen Ländern oder Bedingungen wird natürlich ein großer Druck auf uns ausgeübt. Dieser Druck ist sicherlich auch dafür verantwortlich, daß ich vor zwei Jahren an der Diabetes erkrankt bin. Ich kann nicht sagen, daß es mir schlecht geht, aber es gibt eben Folgen des Stresses den ich erlebt habe. Allen Leadern geht es so. Denke ich einmal. Sie haben alle Probleme. Ob es war ist oder nicht – das ist etwas Anderes. Ich persönlich plane nicht zurück zu gehen oder einen Schritt zurück zu treten. Passiere da was wolle. Druck wird natürlich weiterhin ausgeübt. Und das hat Einfluss auf die Familie. Die ist ja dann Opfer dieser ganzen Situation. Aber wir können eben nicht immer alle Aktionen erfolgreich abschließen. Nicht immer können wir die Rechte der arbeitenden Menschen mit positiven Ausgang vertreten. Ich mache weiter. Und ich muß ja sagen, daß nicht nur ich sondern das ganze Team von Wichtigkeit ist. Dieses Team teilt die gleiche Meinung, den gleichen Mut und hält den gleichen Druck aus wie ich. Das ist für mich sehr wichtig.

Interview Irme Palkovics

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© Axel Gauster/Nell-Breuning-Haus

 

Sende-Manuskript

Interview (Radiofeature) mit Irme Palkovics

in Ohrid/Mazedonien Oktober 2015

 

 

Sprecher:

Irme Palkovics ist Präsident der National Federation of Workers’ Council MOSZ aus Ungarn und Mitglied im Verwaltungsrat des Europäischen Zentrums für Arbeitnehmerfragen EZA aus Deutschland. Die EZA ist Mitveranstalterin dieses Seminars in Ohrid/Mazedonien.

 

O-Ton Irme Palkovics:

Seit einem Jahr bin ich Mitglied im EZA-Verwaltungsrates. Gewählt wurde ich auf einem Kongress der EZA. In meiner Funktion bin ich allerdings nicht verpflichtet, jeden Tag im Verwaltungsrat anwesend zu sein.

 

 

Sprecher:

Die EZA mit Sitz in Königswinter/Deutschland hat im Herbst 2015 28 Mitgliedsorganisationen in ganz Europa. Die kommen aus den Bereichen Gewerkschaft, Kirchen, Nichtregierungsorganisationen zum Beispiel und befassen sich alle mit den Arbeits- und Lebensbedingungen der arbeitenden Menschen in Europa. In diesem Rahmen vernetzt sie in Konferenzen und Seminare Themen und Menschen. Irme Palkovics.

 

O-Ton Irme Palkovics:

Die Seminare, die die EZA organisiert, finden sehr oft in Ungarn statt. Entweder in Budapest oder einer anderen ungarischen Stadt. Ich wurde von der EZA gebeten, den Balkanstaaten Unterstützung anzubieten. Damit sie sich an die europäische Union annähern oder als zukünftige EU-Mitglieder profilieren können. Und sie können von unseren ungarischen Erfahrungen profitieren.

 

 

Sprecher:

Die ost- und südosteuropäischen Länder, egal ob Teil der Europäischen Union oder nicht, sind also im Blickpunkt der EZA. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen sind hier besonders schwierig und widersprüchlich. Zum Beispiel Serbien und auch Mazedonien.

 

O-Ton Irme Palkovics:

Wir haben natürlich im Rahmen dieses Programms und der Unterstützungsarbeit auch ein Seminar in Serbien ausgerichtet. In Zusammenarbeit mit der unabhängigen Gewerkschaft in Serbien. Ein weiteres Seminar wurde Ende August 2015 in Südungarn angeboten. Dort haben wir einen bilateralen Vertrag unterzeichnet. Eine Partnerschaft zwischen Ungarn und Serbien. Und jetzt ist unser Plan, das wir diese Art der Zusammenarbeit auch auf Mazedonien ausweiten. Die EZA hat uns bei diesen Aufgaben in jeder Hinsicht unterstützt.

 

 

Sprecher:

Nun leben in der Europäischen über 500 Millionen Menschen in ganz unterschiedlichen Kulturen, historischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen. Und die europäische Politik ist aufgefordert, für alle Menschen Politik zu machen. Und zwar gerechte Politik.

 

O-Ton Irme Palkovics:

Die Gesetze, die für die arbeitenden Menschen gemacht sind, gelten ja in der ganzen Europäischen Union. Doch es gibt einige Regeln, die nicht überall umgesetzt werden können. Das heißt sie werden an den jeweiligen Entwicklungsstand in einigen Ländern angepaßt. Was Westeuropa betrifft, dieser Entwicklungsprozeß in den einzelen Ländern geht seit zirka 200 Jahren und er ist auch noch nicht zu Ende. In den osteuropäischen Staaten wird versucht, gesellschaftlich und rechtsstaatlich das wieder aufzubauen, was vor der kommunistischen Zeit vorhanden war.

 

Interview Milan Petkovski

URHEBERRECHTLICHER HINWEIS

Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig.

© Axel Gauster/Nell-Breuning-Haus

 

Sende-Manuskript

Interview (Radiofeature) mit Milan Petkovski

in Ohrid/Mazedonien Oktober 2015

 

 

Sprecher:

Milan Petkovski von der Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz EU-MOSHA in Skopje Mazedonien. Mit Strategien und Handlungsempfehlungen für Betriebsrat, Gewerkschaft und Politik. Der Hauptsitz dieser Organisation ist in Bilbao, Spanien.

 

O-Ton Milan Petkovski:

Es ist eine ältere Nichtregierungsorganisation, unsere Vereinigung für Arbeitsschutz in Mazedonien. Sie besteht seit zirka fünfzig Jahren. Unser Hauptziel ist es, die Arbeitsicherheit in Mazedonien zu verbessern. Angelehnt an den internationalen Erfahrungen und der Professionalisierung der Beschäftigen, die auf diesem Gebiet arbeiten.

 

Sprecher:

Sie haben erwähnt das Streß nicht individuell begründet ist. Das verstehe ich jetzt nicht. Jeder Mensch ist doch anders. Milan Petkovski.

 

O-Ton Milan Petkovski:

Ja. Ich werde ihnen das erklären. Streß ist etwas, dem wir uns anpassen möchten. Wir müssen aber die Arbeit dem Menschen anpassen. Nicht umgekehrt. Wir müssen die Arbeit so gestalten, das sie dem Menschen keinen Streß macht. Wir müssen organisatorisch etwas tun. Wir müssen in den Unternehmen selbst einen anderen Umgang mit Streß haben. Aber nicht individuell. Sondern wir müssen die Arbeitsabläufe verändern. Damit sie eben keinen Stress mehr verursachen.

 

Sprecher:

Die Arbeit an den Menschen anpassen. Das ist ja eigentlich ein alter Hut. Warum funktioniert das nicht überall?

 

O-Ton Milan Petkovski:

Ja Sie haben recht. Es ist ein alter Hut. Ganz langsam wird uns das auch klar. Unser Wissen um diese Themen wächst langsam – aber stetig an. Wir kennen heute viel mehr über die Faktoren – die zu Streß führen können. Bisher haben wir zu neunzig Prozent die Gründe für Streß bei dem Menschen selbst gesehen. Er hat irgendetwas falsch gemacht. Ist unachtsam. Er ist schuld – wenn er zum Beispiel einen Arbeitsunfall hat oder krank wird. Erst jetzt begreifen wir, daß der Streß selbst eine Ursache für Krankheit ist. Das ist ein Zeichen dafür, das irgendetwas mit dem Arbeitsplatz nicht stimmt. Aber es gibt Mechanismen die wir anwenden, damit wir die Wurzel erkennen können. Das ist neben der Präfention eine wichtige Sache. Ein weiterer Punkt: Die Annahme das ein Mensch, der unter Streß steht – sich selbst damit auseinander setzen muss – ist der falsche Weg. Wir müssen das System verändern, in dem die Menschen arbeiten. Damit es eben nicht zu Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und Streß kommt. Wir als Institutionen, Unternehmer und Gewerkschaften müssen das gemeinsam verändern. Nicht der einzelne Beschäftigte.

 

Sprecher:

Der so genannte Marktliberalismus mit seinen globalen Märkten für Geld, Arbeitskraft und Waren scheint die kleinen Balkanstaaten rücksichtslos zu vereinnahmen. Da bedeutet die Möglichkeit, gleichzeitig und schnell gute Arbeits- und Lebensbedingungen für die arbeitenden Menschen zu schaffen große Anstrengung.

 

O-Ton Milan Petkovski:

Es gibt sehr viele Multinationale Unternehmen in Mazedonien. Ich sehe immer mehr, daß es offenbar ein Trend ist, Teil einer bekannten Marke zu sein und nicht mehr Teil eines lokalen Unternehmens. Daher kann man meine Strategien nicht nur auf lokaler Ebene verwirklichen. Da sitzt irgendwo ein Manager in München, Frankfurt oder New York und fällt Entscheidungen, die die Menschen hier bei uns betreffen. Ich persönlich sehe das Problem nicht im Marktliberalismus, sondern im so genannten Excel-Zugang des Managements. Es gibt Manager, die so sehr mit den kleineren Depandenzen ihres Unternehmens beschäftigt sind, das sie einfach nur eine Excel-Tabelle über dieses Land und die Depandence vor sich haben. Sie sehen nur Zahlen in einem zweidimensionalen Bild. Sie sehen keine Menschen, keine Umgebung, keine Umstände. Und so sind sie der Meinung, daß jedes Problem gelöst werden kann, wenn sie genug Druck ausüben. Sie simplifizieren die Dinge. Und manche von ihnen wissen nicht, daß bei zuviel Druck alles zusammenfallen kann.

 

Interview Rebecca Peters

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Sende-Manuskript

Interview (Radiofeature) mit Rebecca Peters

in Ohrid/Mazedonien Oktober 2015

 

 

Sprecher:

Rebecca Peters von der belgischen Gewerkschaft Confédération des Syndicats Chrétiens

CSC in Verviers. Die CSC ist Mitveranstalterin dieses Seminars im Oktorber 2015 in Ohrid, Mazedonien. In ihrem Bericht über eine Kanadische Studio zum Thema Gender spricht sie von einen 'Europäischen Nilpferd'. Da ging es um Krankenhäuser und geschlechtsneutrale Stellenbeschreibung. Hat das funktioniert?

 

O-Ton Rebecca Peters:

Offensichtlich nicht so gut. Wie die Studie zeigt. Denn es gab Konflikte innerhalb des Personals auf Grund vorhandener Vorurteile und Stereotypen die bestanden. Dadurch wurde der eigentliche Grund für eine Gesundheitsgefährdung überdeckt. Die Stereotypen haben einfach das Risiko überdeckt.

 

Sprecher:

Zu den Ergebnissen aus dieser kanadischen Studio aus dem letzten Jahr gibt es Beispiele. Eines ist das hier. Pflegehelferinnen haben mehr Arbeit als ihre männlichen Kollegen, obwohl sie kranker waren. Grund: Weil die Männer die spektakuläreren Fälle haben. Rebecca Peters.

 

O-Ton Rebecca Peters:

Das war so, daß die Männer gerufen wurden, wenn zum Beispiel ein schwerer Patient hochgehoben werden mußte oder im Bett gedreht werden mußte. Wenn Patienten agressiv wurden und beruhigt werden mußten, dann wurden halt die männlichen Kollegen hinzugerufen. Und weil das eben nicht eine alltägliche Situation war, blieb das länger im Gedächtnis und machte den falschen Eindruck, daß die Männer viel mehr arbeiteten als die Frauen und diese Tag-tägliche Arbeit ist einfach so ein bißchen untergegangen. Und als die Forscher genau hingesehen haben, stellten sie fest, daß das gar nicht so ist. Und das die Frauen viel mehr arbeiteten als die Männer.

 

Sprecher:

Die Studie zeigte auch, daß die Arbeitsgerätestandards generell auf Männer angepaßt sind. Warum ist das noch nicht geändert?

 

O-Ton Rebecca Peters:

Das ist eine gute Frage. Darum hat sich die Industrie noch keine Gedanken gemacht – Das es keinen Standardmann oder Standardfrau gibt. Ich nehme einmal an, daß man irgendwie versucht zu standardisieren und dabei vielleicht über das Ziel hinaus schießt. Das war ja der Grund, warum die Frauen kränker waren als die Männer. Weil eben das Material nicht angepaßt war.

 

Sprecher:

Was ist denn jetzt das europäische Nilpferd?

 

O-Ton Rebecca Peters:

Bei dem Nilpferd handelt es sich um diese Stereotypen die noch existieren. Die uns aber nicht bewußt sind. Die auch ein Tabuthema sind. Das sagen die auch ganz klar in dieser Studie: Darüber redet man nicht. Oder es wird mit den Augen gedreht. Das ist aber so enorm und es nimmt so viel Raum ein, daß es so groß sein könnte wie ein Nilpferd. Das ist eigentlich der Grund: Das im Grunde jeder darüber stolpern müsste. Aber es quetschen sich alle so 'drum herum und vorbei.

 

Interview Helga Jungheim

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Sende-Manuskript

Interview (Radiofeature) mit Helga Jungheim

in Ohrid/Mazedonien Oktober 2015

 

 

Sprecher:

Helga Jungheim, Gewerkschaftssekretärin der Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aus Aachen. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit dem so genannten persecoaching und empowerment. So auch in ihrem Referat im Oktober 2015 in Ohrid, Mazedonien.

 

O-Ton Helga Jungheim:

Ich befasse mich mit burnout-Prophylaxe weil ich gemerkt habe, dass dieses System auch in anderen Bereichen Anwendung finden kann. Und zwar geht es darum, dass man erst einmal eine Art Bestandsanalyse macht. Erkennt: es ist wie es ist. Akzeptieren wie die Fakten sind. Dann reflektiert: Was habe ich selber für Wünsche, Träume, Möglichkeiten. Und dann macht man so etwas wie eine Stressanalyse, Stresslandkarten – wie auch immer. Und bewertet verschiedene positive und negative Geschehnisse für einen persönlich. Und dann kann man erst den nächsten Schritt machen in die Umsetzung dessen was man sich wünscht, vorstellt, plant. Kurz-, mittel- und langfristig. Es ist die Vorstufe dazu – dann weiter zu gehen.

 

Sprecher:

Eigentlich ganz einfach. Und dann beginnt das empowerment?

 

O-Ton Helga Jungheim:

Was ich in diesen Seminaren mache aber was wir auch bei Verdi, der Gewerkschaft in Deutschland machen – vermehrt in der Bildungsarbeit – ein empowerment zu etablieren. Wir geben den Menschen, nachdem sie diese drei Schritte gemacht haben, in unserer Begleitung mit den klassischen Hilfsmitteln Tagesschulung, Wochenende oder Wochenseminar dann anschließend die Möglichkeit das umzusetzen. Und die ganze Zeit begleitet mit Erwachsenenbildungsmethoden. Also: Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Reflexionsphasen und gefüttet mit Inputs, Referaten und so weiter. Also die körperlichen, geistigen, seelsichen, optischen Sachen auch zu fördern, damit sie es ganz umfassend umsetzen können Also selber dann auch dieses Konzept in anderen Lebenssituationen verwenden können.

 

Sprecher:

Schön und gut. Und was bringen diese Seminare den gewerkschaftlich arbeitenden Menschen? Helga Jungheim.

 

O-Ton Helga Jungheim:

Wenn wir jetzt erst einmal vom reinen Mitglied ausgehen, das gewerkschaftlich aktiv ist, dann würde ich einfach behaupten aus meiner Erfahrung, das es Vorteile bringt. Wenn man jetzt dieses empowerment – also Fähigkeiten entwickeln und erweitern und stabilisieren – auch das Gefühl, daß ich etwas kann und übertragen kann auf andere Situationen – nehme – und in eine betriebliche Krisensituation komme, dann habe ich schon einmal die Erfahrungen gemacht: Ich habe Instrumente. Ich habe die Fähigkeiten etwas zu tuen und zu planen. Und dann auch Strategien zu entwickeln, um es kurz-, mittel- und langfristig umzusetzen.

 

Sprecher:

Wenn ich diese Methoden also nicht habe oder sie einfach nicht gelernt habe, dann ...

 

O-Ton Helga Jungheim:

... habe ich gegebenenfalls ein Verfahren, wo ich einen Wissens-Input mache. Sagen wir einmal ein Vortrag als klassische Variante oder ein Buch lesen oder Internetlinks. Dann habe ich das reine Wissen aber ich kann es nicht umsetzen. Oder ich brauche jemanden, der mir dann noch sagt: wie setze ich das um. Ich bin also dauerhaft auf Hilfe, Unterstützung angewiesen.

 

Sprecher:

Wenn es um die Gender-Perspektive geht – kann ein solches Seminar helfen, die Sicht auf sich selbst und auf andere zu verändern. Das ist auch gut für die Sozialkompetenz in einem Betrieb. Also die Sozialkompetenz bezahlbar in Tarifverträge aufnehmen. Das ist da nicht drin?

 

O-Ton Helga Jungheim:

Sagen wir so. Solange sie im klassischen Sinne bewertbar sind, indem man Führungseigenschaften zum Beispiel beschreibt. Oder indem man sagt: Teamfähigkeit. Das ist manchmal bei manchen Berufen drin.

 

Sprecher:

Gibt es denn ein Beispiel für diese sozialen Kompetenzen?

 

O-Ton Helga Jungheim:

Wenn man jetzt Sozialarbeiter ist und soll ein Projekt leiten, dann wird in der Ausschreibung in der Regel Teamfähigkeit verlangt, Projektmanagement und so etwas in der Art. Und Kommunikationsfähigkeiten. Aber die klassischen Berufe – sagen wir – Mechatroniker, Landschaftspfleger, Arbeiter im Finanzamt – der Steuererklärungen kontrolliert und bearbeitet – da würde niemand erwarten, daß er soziale Kompetenzen braucht. Es ist trotzdem notwendig, weil die alle in Teams arbeiten, untereinander kooperieren.

 

Sprecher:

Da scheinen die GewerkschafterInnen aber ihren so genannten – langen Atem – zu brauchen. Denn in vielen Berufsfeldern wie zum Beispiel in der Baubranche, bei den Finanzdienstleistern oder in einer Schokoladenfabrik findet sich selten die soziale Kompetenz in einem Tarifvertrag.

 

O-Ton Helga Jungheim:

Wir haben ja auf Grund dessen auch versucht – als wir neue Entgeltordnungen entwickelten – genau diesen Fokus mit herein zu bringen. Modelle zu entwickeln, die neben Hitze und anderen Belastungen auch die Sozialkompetenz und Freundlichkeit – und all solche Begriffe mit bepreisbar zu machen, weil das einfach so mitgenommen wurde von Arbeitgeberseite.

 

Sprecher:

Die so genannte soziale Kompetenz ist ein weiter Begriff. Und Auslegungssache. Ist zum Beispiel das Ehrenamt eine soziale Kompetenz?

 

O-Ton Helga Jungheim:

Für die Erklärung ist wichtig, daß es auch soziale Kompetenz ist. Diese außerberuflichen sozialen Kompetenzen wirken immer auch auf die berufliche ein. Deshalb sind Arbeitgeber beispielsweise in der Regel schon daran interessiert was im Lebenslauf oder bei einem Vorstellungsgespräch an Hobbys genannt werden.

 

Interview Norbert Klein

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Sende-Manuskript

Interview (Radiofeature) mit Norbert Klein

in Ohrid/Mazedonien Oktober 2015

 

 

O-Ton Norbert Klein:

Zum Einen ist uns wichtig bei diesem Thema 'Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz', dass wir die Fragestellungen berücksichtigen, die unsere Partner uns vorschlagen. Wir wollen aber nicht nur, dass sie alleine ihr Projekt umsetzen, sondern wir wollen sie miteinander vernetzen. Und wir haben in dieser Koordination – wie wir es nennen – fünf Partner, die ganz unterschiedliche Fragestellungen angehen. Und die Eckpunkte sind dabei einmal Gesundheitsschutz in die Zukunft hinein zu denken. Sie zu einem Bestandteil des Konzeptes 'Würdige Arbeit' zu machen und eben auch Geschlechtergerechtigkeit mit zu denken.

 

Sprecher:

Sagt Norbert Klein vom Europäischen Zentrum für Arbeitnehmerfragen EZA. Er gibt einen Überblick über das Gesamtprojekt 'Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz' im oktober 2015 in Ohrid, Mazedonien. Der soziale Dialog ist ...

 

O-Ton Norbert Klein:

... so zu sagen das Kerngeschäft von EZA. Wir machen Bildungsmaßnahmen, um den sozialen Dialog in Europa zu fördern. Wir stärken unsere Partner, die aus dem gewerkschaftliche Umfeld kommen, aus politischen Organisationen und von sozio-kulturellen Organisationen. Ein sehr heterogenes Netzwerk. Aber alle diese Partnerorganisation in der EZA sind Bestandteil und arbeiten mit im europäischen sozialen Dialog. Entweder direkt in europäischen Strukturen oder aber auch in ihren geweiligen Ländern. Und um sie zu stärken braucht es Bildung und Vernetzung und Austausch. Und das ist das, was wir mit einem Programm, das wir gemeinsam mit der Europäischen Union, der EU-Kommission und dort spezieller mit der Generaldirektion für Beschäftigung in einem jeweils Vier-Jahres-Programm umsetzen.

 

Sprecher:

Nun könnte man ja den Eindruck haben im Westen Europas: Sozialstandards sind heute natürlich viel besser als vor fünfzig oder hundert Jahren. Arbeitsschutz müßte ja alles längst verwirklicht sein. Die Zeit drängt. Auch bei uns in den westeuropäischen Staaten. Die Menschen stehen doch sehr unter Druck. Unfälle. Genderfrage nicht geklärt. Woran liegt das? Norbert Klein.

 

O-Ton Norbert Klein:

Zum Einen sind die Ausgangssituationen in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich. Ich glaube, daß hat gerade das Seminar hier in Mazedonien sehr deutlich gezeigt, daß hier die Herausforderungen doch noch sehr viel grundsätzlicher sind als in anderen Ländern Europas. Und wir müssen auch fest stellen, daß es immer wieder Rückschritte gibt.

 

Sprecher:

Und woran liegt das?

 

O-Ton Norbert Klein:

Gerade im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise in Europa merken wir, daß Arbeitnehmerpositionen, Fragestellungen und auch Arbeitnehmerrechte wieder in viel stärkerem Maße in vielen Ländern Europas in Frage gestellt werden. Und wir spüren auch, daß diese Struktur – also das Zusammenwirken im sozialen Dialog – von Arbeitgebern und Arbeitnehmern geschwächt wird.

 

Sprecher:

Starkes Wort: Geschwächt. Aber diese Einschätzung ist begründet. Und die Reaktionen darauf bleiben nicht aus.

 

O-Ton Norbert Klein:

Wir haben dazu derzeit ein Projekt laufen, in dem wir versuchen einmal fest zu stellen: Was sind eigentlich positive Kriterien des sozialen Dialogs. Was kann man alles mit dem sozialen Dialog erreichen? Das wollen wir mit einer wissenschaftlichen Studie noch einmal genau analysieren, um auch der EU-Kommission und den europäischen Institutionen Vorschläge machen zu können, in welche Richtung sie den sozialen Dialog in Europa fördern kann. Denn gerade die jetzige Kommission und der Kommissionspräsident Juncker hat ja erklärt, daß er ein Präsident des sozialen Dialoges sein will.

 

Sprecher:

Man könnte also sagen – sie versuchen eine 'Salutogenese des sozialen Dialoges'?

 

O-Ton Norbert Klein:

Das ist ein schöner Begriff. In der Tat wollen wir eben vermeiden, daß wir immer wieder uns nur darüber beschweren was alles nicht funktioniert und wo sozialer Dialog abgebaut ist. Sondern wir wollen vielmehr eine Richtschnur geben wie man den Dialaog erfolgreich aufstellen kann.

 

Interview Ludger Bentlage

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© Axel Gauster/Nell-Breuning-Haus

 

Sende-Manuskript

Interview (Radiofeature) mit Ludger Bentlage

in Ohrid/Mazedonien Oktober 2015

 

 

Sprecher:

Man muß mit dem Gesellschaftsmodell und der Sprache sehr vorsichtig umgehen. Was heißt das?

 

O-Ton Ludger Bentlage:

Ich würde nicht sagen vorsichtig, sondern präzise umgehen. Die Genderperspektive bietet für Frauen und Männer gleichzeitig eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, wenn man die Sprache präzise anwendet.

 

Sprecher:

Sagt Ludger Bentlage, Gewerkschaftssekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten aus Aachen. Reiche Erfahrungen, Erkenntnisse und Forderungen – aufgezeigt in seinem Impulsbeitrag 'Gender Aspekte in der gewerkschaftlichen Arbeit der NGG in Aachen' im Oktober 2015 in Ohrid, Mazedonien. So ist zum Beispiel der Entgeltunterschied zwischen Frauen und Männern sehr unterschiedlich. Frauen verdienen in der Regel für die gleiche und gleichwertige Arbeit bis zu zwanzig Prozent weniger. In Deutschland. Seit Jahrzehnten. Wie kann das verändert werden?

 

O-Ton Ludger Bentlage:

Da gibt es verschiedene Stellschrauben. Eine ist die Eingruppierung in Tarifverträge. Das sie geschlechterneutral gemacht wird. Die zweite Sache ist: Tarifverträge müssen auch zum Beispiel psychische Belastungen aufnehmen. Sie müssen präziser und genauer formuliert werden.

 

Sprecher:

Das Tarifsystem in Deutschland ist nicht geschlechterneutral. Warum ist das so? Ludger Bentlage.

O-Ton Ludger Bentlage:

Weil wir viele Tarifverträge haben, die im Grundsatz in den siebziger und achtziger Jahren formuliert worden sind und die Entwicklung in den Betrieben, in den Arbeitsprozessen sich verändert hat und wir diese Tarifverträge dem jetzt anpassen müssen.

 

Sprecher:

Seit 2015 stellt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten alle ihre Tarifverträge auf dem Prüfstand. Über den sogenannten eg-check will sie prüfen, wo es versteckte Diskriminierungen zwischen Frau und Mann gibt. Die Tarifverträge sollen dabei auch verständlicher gemacht werden. Durchschaubarkeit– für wen?

 

O-Ton Ludger Bentlage:

Die gilt für Männer und Frauen. Weil Begrifflichkeiten zum Teil zu kompliziert oder zu allgemein gehalten sind. Und da muß man einen entsprechenden Mittelweg finden, damit sie auch dem heutigen Sprachgebrauch und der heutigen Definition entsprechen.

 

Sprecher:

Das Bundesarbeitsgericht BAG in Deutschland hat doch schon vor Jahrzehnten ein Grundsatzurteil gefällt: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Müsste doch eigentlich gültig sein? Ist ja immerhin das höchste deutsche Arbeitsgericht.

 

O-Ton Ludger Bentlage:

Ist bindend und vordergründig wird es auch eingehalten. Wenn es um die Frage der Eingruppierung geht, wird es oft nicht eingehalten wenn man genauer hinschaut. Ein Beispiel ist: Wenn eine Frau schwanger wird und die Arbeitsphase unterbricht und wieder in den Beruf einsteigt, geht man in den meisten Fällen davon aus, daß sie ihr Qualifikationsniveau in dieser Zeit verloren hat. Weil sie nicht im Arbeitsprozeß war. Und den neuen Anforderungen, technologischen Veränderungen nicht mitgegangen ist. Und sie wird dann niedriger eingruppiert.

 

Sprecher:

Der Genderbegriff an sich hat sich in der Gesellschaft noch nicht wirklich durchgesesetzt. Was kann den eine Gewerkschaft machen um das zu verändern

 

O-Ton Ludger Bentlage:

Wir müssen Bildungsseminar machen. Wir müssen das zum Thema machen. Über diesen Weg wird es bei den männlichen aber auch bei den weiblichen KollegInnen sicherlich dann eine Veränderung geben.

 

Interview Rainer Rißmayer

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© Axel Gauster/Nell-Breuning-Haus

 

Sende-Manuskript

Interview (Radiofeature) mit Rainer Rißmayer

in Ohrid/Mazedonien Oktober 2015

 

 

O-Ton Rainer Rißmayer:

Wir haben im Januar ein Seminar in Aachen gehabt, wo der Slobodan von UNASM zu Gast bei uns in Herzogenrath war. Wir haben dort sehr viel über das Land und seine Bemühungen hier vor Ort und auch über seine Schwierigkeiten kennen gelernt hier in Mazedonien gewerkschaftlich und gesunde Arbeit – das Thema voran zu bringen. Aus diesem Gespräch heraus entstand dann die Idee, daß es für die Mazedonier sehr interessant sein kann, wenn wir mit einer Delegation aus Deutschen, Portugiesen, Belgiern nach Mazedonien kommen und unser Seminar hier machen. Um ein Stück die Aufbauarbeit der Gewerkschaften in Mazedonien zu untestützen.

 

Sprecher:

Sagt Rainer Rißmayer vom Nell-Breuning-Haus aus Herzogenrath in Deutschland. Das Nell-Breuning-Haus ist neben der Gewerkschaft CSC aus Belgien, der Vereinigung unabhängiger Gewerkschaften von Mazedonien UNASM, der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten aus Deutschland und dem Europäischen Zentrum für Arbeitnehmerfragen EZA aus Deutschland der Hauptveranstalter dieser Konferenz im Oktober 2015 in Ohrid, Mazedonien. Diese europäische Seminarreihe gibt es ja nun schon seit einigen Jahren aber ..

 

O-Ton Rainer Rißmayer:

... das Schwerpunktthema ist immer die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz, die wir jedes Jahr unter einem anderen Fokus beleuchten. Und uns ein bißchen Spezialwissen zu einem bestimmten Teilaspekt holen. Der Gender-Aspekt: Es gibt einen guten Artikel den der Erstreferent Herr Gümbel für 'Gute Arbeit' also für die Hans Böckler Stiftung geschrieben hat. Den habe ich gelesen und habe gesagt: Das ist ein ganz interessanter Aspekt, der noch nicht so viel Beachtung findet. Nach dem Lesen des Artikels habe ich Michael Gümbel angeschrieben und habe gesagt, ob er den bereit wäre, mit diesem Thema das Spezialthema für dieses Jahr zur Verfügung zu stellen.

 

Sprecher:

Michael Gümbel aus Hamburg stellt sich mit seinem Referat 'Mit der Genderperspektive die Gesundheit in der Arbeitswelt verbessern' persönlich vor und eröffnet quasi die dreitägige Seminarrunde. Und? Zufrieden mit dem Seminarverlauf. Mazedonien ist ja auch eine Herausforderung. Rainer Rißmayer.

O-Ton Rainer Rißmayer:

Die Frage der Zufriedenheit stellt sich ja aus veschiedenen Perspektiven. Ich sage einmal: Ich bin mit dem Seminarverlauf zufrieden. Ich bin mit den Diskussionsbeiträgen, mit den Inhalten sehr zufrieden. Ich glaube wir haben es hier geschafft interessante Vernetzungen, interessante Kontakte, interessante Ideen zu präsentieren. Ich hoffe, daß es uns gelingt, das jetzt auch in den nächsten Wochen in die Heimatländer zurück zu transportieren. Und auch die Hoffnung, daß so ein Stück Kontakte, die hier geknüpft wurden, bestehen bleiben. Die Gefahr der Unzufriedenheit ist ja immer dann gegeben, wenn man das Gefühl hat, daß man wichtige Aspekte bespricht hier an drei Tagen. Wir wissen alle wie wichtig es ist, aber nichts passiert und keiner kümmert sich darum. Und da fand ich auch gerade noch einmal besonders interessant die Schlußbemerkungen von Slobodan der gesagt hat, was für Grenzen er glaubt mit grundsätzlich gesunder Arbeit, aber dann auch noch mit solchen Spezialthemen hier in Mazedonien zu landen [zu haben]. Dafür wünsche ich ihm viel Erfolg und viel Glück. Und dann stellt sich erst recht Zufriedenheit ein.

 

Sprecher:

Vernetzungen sind immer gut. Im Zeitalter der modernen Kommunikationen können neue Kontakte sehr gut genutzt. Netzwerke sind in ...

 

O-Ton Rainer Rißmayer:

... allen Balkanländern und überhaupt in den osteuropäischen Ländern sehr willkommen. Gerade mit westeuropäischen Ländern, die einfach ein paar Jahre Vorsprung haben. Um einfach voneinander zu lernen. Unter Lernen verstehe ich auch Fehler zu vermeiden die wie gemacht haben.

 

Sprecher:

Da brauchen wir jetzt aber ein Beispiel.

 

O-Ton Rainer Rißmayer:

Ich fand es ganz interessant den ersten Eindruck: Wir haben etwas abgeschrieben von euch – aber es nicht richtig abgeschrieben: Also wir haben uns über Arbeit, Gesundheit und Rahmenbedingungen und Gesetzgebungen informiert. Und haben die Entschädigungsfrage einfach vergessen beim Abschreiben. Und um solche Fehler zu vermeiden oder Fehler – die wir gemacht haben – wo wir immer in den westeuropäischen Ländern nachjustieren müssen – zu helfen solche Fehler nicht zu kopieren. Das ist ganz wichtig diese Vernetzung um von einander zu lernen.

 

Sprecher:

Wahrnehmung und Erkenntnis geht auch in die andere Richtung. In die Richtung von Westeuropa.

O-Ton Rainer Rißmayer:

Ich habe hier auch gelernt, daß in Mazedonien Fragestellungen in den Fokus gerückt sind, die bei uns nicht mehr so im Fokus sind. Die aber auch nicht beantwortet sind. Also auch wir haben keine – und das ist in der Abschlußdiskussion deutlich geworden – keine klaren Strukturen – wie man mit psychische Gesundheit am Arbeitsplatz umgeht. Da fehlt uns etwas. Und ich glaube, daß dann auch ein Netzwerk anders herum wieder befruchtet. Also nicht nur – wir geben eine Lernstoff weiter. Sondern wir lernen auch viel um unsere Lücken zu erkennen. Da ist mir hier im Seminar klar geworden, daß wir eine ganz große Lücke auch in Deutschland haben. Woran wir weiterhin arbeiten müssen.

 

 

 

Fotos: Axel Gauster © 2015 Nell-Breuning-Haus / Axel Gauster